Am 19.02.2025 besuchte uns im Rahmen des jährlich stattfindenden Zeitzeugengesprächs Klaus-Michael von Keussler der, besonders in den 1960er Jahren, von Westberlin aus als Fluchthelfer für DDR-Bürger tätig gewesen ist.
Von Keussler berichtete eindrucksvoll und lebendig von seiner Motivation zu helfen, seinen ersten gescheiterten Erfahrungen im Tunnelbau zwischen West- und Ostberlin, von sogenannten „Deckelmännern“, also Menschen mit genügend Muskelkraft, um Gullydeckel zur Flucht durch die Kanalisation anzuheben und von den Schicksalen der Geretteten und Rettern. So wurde die Flucht eines Mannes, der sich mittels einer Bogens ein Stahlseil von West nach Ost schoss mit gleichem Interesse von unseren Schülerinnen und Schülern gehört, wie die Erzählungen von Keusslers zum Mauerbau und -fall.
Besonders bunt zeichnete von Keussler den Bau des berühmten Kohleplatztunnels und des Tunnels 57, die beide in Backstuben der ehemaligen Feinbäckerei Roloff begannen. Die Schülerinnen und Schüler der PDS konnten hier, durch beispielsweise die Erzählung der „Bestechung“ des Bäckermeisters durch Mariacron doch noch einen weiteren Tunnel in seinen stillgelegten Backstuben anlegen zu dürfen, die Solidarität zwischen den Deutschen beider Staaten nachfühlen. Kleine, aber lebhafte Anekdoten, wie die des Streits des Bäckermeisters mit seiner Frau über die Nutzung der Toilette durch die Fluchthelfer in der Wohnung des Bäckerehepaares lockerten die spannenden aber durchweg ernsten Erzählungen von Keusslers schülernah und mit dem passenden Esprit, den man als Fluchthelfer wohl haben muss, auf.
Eindrücklich erinnerte er in seinem Abschlussapell an die Werte der Nächstenliebe, der Menschlichkeit und der gegenseitigen Hilfe in Notlagen. Flucht, das blieb allen Anwesenden nachdrücklich im Gedächtnis, bedarf auch immer helfender Hände die aufnehmen und beherzt – auch gegen Widerstände – zupacken.